Urlaub in Laveno für Blinde und Sehbehinderte
In Laveno Mombello am Lago Maggiore wurde ein elektronischer Weg für Blinde eingerichtet, der in Europa einer der Vorreiter ist.
Der 1 km lange Weg vom Bahnhof bis zum Ende der Uferpromenade wurde schon 2007 gebaut.
Die Idee dazu kam vom EU-Forschungszentrum in Ispra (CCR). Das drollige an der Sache ist, dass ein Mitarbeiter des Zentrums die Mikrochips gratis am Schlachthof in Rom abgeholt hat. In Laveno werden die etwa sieben Zentimeter grossen Kapseln eingebuddelt, die sich in den Mägen von Rindern, um diese identifizieren zu können.
Wenn jetzt die Kuh ihren letzten Weg auf die Theke des Supermarktes angetreten hat, entnimm amn den Keramikzylinder befreit. Dabei wäre es ihr vermutlich lieber, ihn weiter mit sich rumzuschleppen und sich dafür auf einer schönen grünen Wiese tummeln zu können.
Da aber die meisten Leute gerne mal ein Stück Fleisch essen, ist es eine sinnvolle Art die „Signalabgeber“ weiterzuverarbeiten. Da es im nächsten Jahr 50 Millionen in Europa sein werden (uff, so viele Kühe essen wir?) ist die Entsorgung ein ernsthaftes Problem.
Das Ccr holt sie ab und buddelt sie ein. Aber wie funktioniert das genau?
Im Bürgersteig selbst befinden sich passive Tranponder, Chips, von denen in Präsenz von Hindernissen, wie zum Beispiel Parkbänken, eine akustische Nachricht ausgeht und auch die Umgebung beschreibt.
Auf 2 km Weg sind 1260 dieser Keramik überzogenen Mikrochips in zwei parallelen Linien in die Pflaster eingelassen worden um den virtuellen Weg abzugrenzen.
Mit einem extra dafür hergestellten elektronischen Stock, in dem eine Antenne angebracht ist, können die ausgesendeten Sprachsignale über ein Smartphone an die Person weitergeleitet werden. Dort wird es decodifiziert und ein bluetooth Hörgerät gibt es als Stimme weiter.
Für Sehbehinderte, die diese ganze Ausrüstung haben (im Schnitt kostet das 500 €), öffnen sich in Zukunft ganz neue Möglichkeiten, wenn er den Transponder-Spazierweg benutzt.
Das Ccr stellt sich vor, dass ein Blinder aus dem Zug steigen kann, einen Spaziergang die ganze Strandpromenade lang und in Zukunft auch mit der Fähre ans andere Ufer in die Region Piemont fahren kann.
Die Wissenschaftler sind dabei, eine elektronische Datenbank einzurichten, die sogar die Beschreibung des Panoramas enthält. Diese Information können Sie dann abrufen, wenn Sie sich auf einer Bank mit Blick auf die Borromäischen Inseln ein Päuschen gönnen.
Da es unwahrscheinlich ist, dass wir auf unser Steak verzichten, werden viele dieser Chips anfallen. Was gibt es also für eine sinnvollere Art sie zu entsorgen, als einer Gruppe von Leuten einen Teil Ihrer Behinderung zu erleichtern.
In Zukunft passiert das hoffentlich nicht nur in Laveno und nicht nur für Sehbehinderte.