Dario Fo am Lago Maggiore?
Gestern ist mir etwas zu Ohren gekommen, wo ich nicht mit gerechnet hatte.
Ein Bekannter hat erzählt, dass er voriges Jahr, spät Abends, Dario Fo gesehen hat. Er saß auf der Bank auf Pinos Dorfplatz.
Warum ich so erstaunt bin?
Dario Fo, der Literatur Nobelpreistrager von 1997, hatte schon immer ein gespanntes Verhältnis zu Pino und das beruht auf Gegenseitigkeit.
In seinem Buch „Il Paese dei Mezaràt“ – „Meine ersten sieben Jahre und ein paar dazu“ hat der Literatur-Nobelpreisträger von 1997 auch von seiner Kindheit in Pino erzählt.
Sein Vater war Bahnhofsvorsteher am Bahnhof von Pino-Tronzano und er ist die ersten zwei Jahre in Pino zur Schule gegangen, die damals in unserem Turm (Torre Civica) war, wo heute das Postamt ist.
Der Turm im Winter
Der Turm im Sommer
Die anderen Kinder waren nicht unbedingt seine Freunde. Er war zu anders, als die Haudegen die mit ihm die Schulbank drückten.
Obwohl – so anders waren die gar nicht, denn ich kann mich erinnern, wenn mein Mann mit seinen Freunden zusammen gesessen hat und sie haben erzählt. Die Geschichten, die ich in Darios Buch gelesen habe, kannte ich zum großen Teil aus diesen Erzählungen. Darios Kindheit vor dem Krieg und die der Freunde in Pino – gleich nach dem Krieg, waren sehr ähnlich. Der große Unterschied ist wahrscheinlich nur, dass die Pinesen die Geschichten erzählt haben und nach und nach, sowie sie nicht mehr da sind, gehen die Geschichten verloren. Dario dagegen hat sie aufgeschrieben.
Vor einigen Jahren ist dann auf ARTE-TV ein „Themenabend Lago Maggiore“ gelaufen wobei einer der Filme „Der Poet von der anderen Seite“ hauptsächlich vom Leben Dario Fos handelte. Mit Film Aufnahmen in Pino, Luino, PortoValtravaglia, Caldé und anderen Orten am Lago Maggiore und Interviews von Dario und einer Menge Leuten, die ihn kennen. Leider leben einige nicht mehr, so wie Antonio und Clara aus Pino.
Vor einigen Jahren ist er einmal von der Gemeinde eingeladen worden und hat die Einladung gesnobt – zumindest ist es hier so interpretiert worden. Ich habe da so meine eigenen Ideen zu…
War es wirklich Dario Fo persönlich, der dort saß und über die Zeit damals nachgedacht hat, oder war es – ja wer?
Pino: Blick auf den See am Abend…
Die Nacht habe ich geträumt, was ich wohl gemacht hätte, wenn ich ihn dort gesehen hätte.
Ich denke, ich hätte gegrüßt und hätte gefragt, ob ich mich neben ihn setzen dürfe.
Ich hätte mich ganz ruhig dahin gesetzt und hätte gewartet, bis ich gemerkt hätte, dass er bereit wäre zu sprechen und zu erzählen.
Hätte er mir meine Vermutungen bestätigt, was die Gründe angeht, warum er nie nach Pino kommen wollte? Ich habe da Überzeugungen, die ziemlich weit von denen meiner „Mitdörfler“ distanzieren.
Warum ist er jetzt nach Pino gekommen, nach so vielen Jahren? Ohne das hier irgend jemanden davon wusste? Ist er auf den Spuren der Vergangenheit?
Was würde er wohl dazu sagen, dass es hier jetzt soviele Ferienunterkünfte gibt? Vielleicht gefällt es ihm ja jetzt hier. Die Zeiten haben sich geändert in den letzten 80 Jahren. Solange ist es in etwa her, dass Darios Vater nach Porto Valtravaglia hin versetzt wurde.
Wenn es wirklich Dario Fo war, wird er dann nicht irgendwann davon erzählen? Ich warte darauf. Vielleicht merkt Pino auch eines Tages, dass wir in Pino nicht nur eine Verbindung zum Weltraum haben, dank Michel Tognini, sondern auch zu Literatur und Theater.
Am 30. Mai 2013 um 20:27 Uhr
Gestern ist Franca Rame, die langjährige Gefährtin, sowohl privat als Ehefrau als auch auf der Bühne, von Dario Fo, gestorben. Ich hoffe, dass ihr Wunsch, viele rot gekleidete Frauen auf ihre Beerdigung zu haben in Erfüllung geht. Nicht nur das Theater Italiens hat eine großartige Schauspielerin und Autorin verloren. R.I.P.Franca. Wer dich kennt, wird dich nicht vergessen.